Sonntag, Januar 31, 2010

Ist

... ja gut. Es ist angekommen. Ich hab's kapiert, dass irgendein fremder Boesewicht etwas mir unerklaerliches dagegen hat, dass ich zurueckkehre in meine geliebte Schule und mein fesches Abitur mache und einfach mal stolz auf mich bin.
Zeig dich, Fremder.
Ich will meine Krallen ausfahren, sie einzeln mit großer Sorgfalt in deine schadenfrohe Visage bohren, dir die Zaehne rausreißen, um damit deine dreckigen Hautfetzen unter meinen frisch extra scharf gefeilten Naegeln zu entfernen und zu guter Letzt hoffen, dass du ein Kerl bist und dich mit einem gekonnten Tritt in dein bestes (Mist)Stueck ins K.o. verfrachten.
Wer sich mit mir anlegt weiß definitiv nicht, mit wem er es zu tun hat.

Pack die Boxhandschuhe aus. Ich schlage zurueck.
Und Mittwoch werde ich dir definitiv als frisch gebackene Erwachsene auf irgendeinem gammeligen Schulflur in die Arme springen, meine Liebste.
Auch wenn mich meine im Schneesturm versinkende Welt gerade mal wieder Karussell fahren laesst und ich noch nicht so recht weiß, wo ich den Notausgang finde.



Dienstag, Januar 26, 2010

Es ist wohl

... kein Jahr vergangen, das je so schlimm war, wie das letzte. Aber es war das Beste, was mir haette passieren koennen.

In dem Moment, als ich realisierte, dass es noch andere Welten gibt, die sich weiterdrehen, wenn die meiner ertraeumten Zukunft untergegangen ist, und ich Anlauf nahm, um mehr oder weniger gekonnt einen Sprung von meiner in sich zusammenbrechenden Existenz ueber die Angst in Richtung Zukunft zu wagen, war ich bereits angekommen.
Ich hab Hochsprung im Schulsport immer gern gemocht. Aber warum bloß schleicht sich hier dieses eklige Praeteritum ein, das mit all seiner mitschwingenden, mich zum Verzweifeln bringen wollenden Erinnerung an schoene, vergangene Zeiten auf mich lauert?! Ich mag Hochsprung im Schulsport, und ich werde es moegen.

Es ist aeußerst verdaechtig, dass genau zur gleichen Zeit, wie sich auf unfassbare Art und Weise ein Funken Genesung in mir einschleicht, mein lieber, guter Bonsai ins Gras beißt. Hat er sich doch vor etwa einem Jahr und somit zu dem Zeitpunkt, als man mich in das schwarze, tiefe Loch der mysterioesen Krankheit gestoßen hat, in meinen heiligen Hallen eingenistet. Haette ich vorher gewusst, dass er sterben muss, damit ich wieder zu leben beginne, haette ich vielleicht keine Skrupel gehabt und sehr viel frueher einen froehlichen Amoklauf auf alle moeglichen Lebewesen in meinem Zimmer gestartet; bemerke - mich ausgeschlossen.
Aber das waere wohl ein Fehler gewesen. Vielleicht sollte ich mich bei meinen lieben Leuten bedanken, die mir damals dieses Baeumchen geschenkt haben. Das, was folgte war sicher nicht ihre Absicht, aber da ich mich hiermit als ueberzeugte Anhaengerin des Schicksals oute hat moeglicherweise irgendeine unbekannte Kraft mir dieses Geschenk als Eintrittskarte fuer die turbulenteste Achterbahn aller Zeiten gemacht.
Zwar war ich nicht einverstanden damit, dass die Fahrt von 0 auf 700 ohne Vorwarnung und noch bevor der Sicherheitsgurt angelegt war, begann und auf die vielen Loopings, die meine Welt ins Wanken brachten haette ich auch nur zu gern verzichtet, dafuer gefielen mir die Schnappschuesse, die waehrend der Fahrt entstanden aeußerst gut, denn sie zeigten mir die Wahrheit. Ein kleines, verschuechtertes und verzweifelt unglueckliches Maedchen, dass sich waehrend der Hoellenfahrt an Dingen festzuklammern versuchte, die gar nicht da waren. Die dem Angestellten dieses angeblichen Vergnuegungsparks sagen wollte, doch bitte die Bahn anzuhalten, aber der jeder Schrei in der Kehle stecken blieb. Die keine Ahnung hatte, worauf es ankommt. Was sich lohnt. DASS es sich lohnt.
Bis das Durchschuetteln dieser nervtoetenden Achterbahnfahrt ihre Wirkung entfaltet hatte; ich verdammt nochmal die Zaehne zusammenbiss und den letzten Ueberkopfakt mit einem Laecheln auf dem Gesicht meisterte. Als Belohnung gab es im Anschluss eine Staerkung vom Imbiss, der sich Leben nannte.
Jetzt heißt er nur noch, es zu meistern, dass diese schwere Mahlzeit nach solch einer garantiert den Magen um einige Male umdrehende Fahrt seinen Weg nicht wieder aus mir hinaus findet.

Es wundert mich, dass ich nie aufgegeben hab.

Ich behaupte, dass ich nicht wirklich glauben kann, naechste Woche den entscheidenden letzten Schritt zu wagen. In Wahrheit aber glaube ich daran.
Egal, ob ich es nun schaffe, oder nicht - sagen zu koennen, dass ich gekaempft habe ist das Wertvollste, das es fuer mich geben kann. Denn nichts war niederschmetternder als die Tatsache, dass mein Spiegelbild mir Tag fuer Tag sagte, ich sei nicht stark genug.
Egal, ob ich nun aus dieser Zeit rauskomme oder noch mitten drin stecke - ich werde sie nie vergessen.
Und ich werde dafuer sorgen, dass auch ihr sie nie vergessen werdet.

- Und es lohnt sich doch. Macht euch drauf gefasst.

Sonntag, Januar 24, 2010

Zurueck bleibt

... doch tatsaechlich, allein wenn ich es wage tief einzuatmen, ein muskelkateraehnliches Gefuehl, und zwei aeußerst ansehnliche Buechlein, die ich innerhalb von Sekunden haette verschlingen koennen und deren niedliche Gegenwart auf meinem Regal genau wie mehr oder weniger harmlose Schmerzen mich an einen wunderbaren Nachmittag erinnern.
Das klingt vielleicht abartig. Aber selbst wenn ich Anstalten in die Wege leiten wuerde, jemandem dieses warme Gefuehl, das in mein Herzchen fließt, wenn ich neben ihr sitze, ihr Lachen hoere und unsere Gedanken mal wieder staerker miteinander verbunden sind, als es die normale Kommunikation je erreichen koennte; niemand wuerde es verstehen.

Die Ziellinie, die ich monatelang nicht einmal mit Fernrohr irgendwo am Horizont haette erahnen koennen, steht nun faehnchenschwingend und laessig wie der Stecher von nebenan auf der anderen Straßenseite, waehrend ich geradewegs auf dem Weg zu ihr mit stolz erhobenem Kopf zwischen der Hoffnung und der Angst hin- und herbalanciere.
Ich war noch nie zuvor so stark wie jetzt.

Weißt du, wenn du mich nur halbwegs kennen wuerdest, dann wuesstest du, dass ich dir niemals versprochen haette, immer ehrlich zu dir zu sein, wenn ich nicht bereit gewesen waere, es bis auf den Tod einzuhalten.
Ich koennte jetzt ein ganzes Buch verfassen; davon, dass ich mein Versprechen hielt und mutig genug war, dir umgehend von meiner Rumhurerei mit der Verzweiflung in menschlicher Form erzaehlte, wie ich es verabscheute, wenn dein Blick dem eines ausgehungerten Wolfes glich, ich in der Rolle des armen Laemmchens, das von dir zerfleischt werden sollte, wie du mir meine drei besten Freunde nahmst, aber vergaßt, das dabei entstandene Loch in meinem Herzen zu stopfen.
Und, darf ich dich jetzt auch 'Schlampe' nennen? Wer ist hier unreif?
Ich bitte dich nur noch um eins - halte endlich ein, was du versprichst, und verschwinde aus meinem Leben, das ich mir ohne dich mit aller Kraft erkaempft habe.
Hau ab. Fuer immer.

Es gibt in meiner kleinen Welt drei Personen, fuer die es sich lohnt. Alles. Jede Sekunde, in der mein Herz sich schmerzverzerrt und bitter niedergetreten am Boden zwischen geplatzter Hoffnung und leeren Versprechen windet. In Momenten, in denen alles in mir aufgibt, außer mein Herz, das von drei Seiten schuetzend im Gleichgewicht gehalten wird.
Es war kein Zufall, dass ich als Tochter der fabelhaftesten Mutter geboren wurde.
Dass man mir sie schickte, als ich um einen Lebensretter bat und meine verwandte Seele erhielt.
Dass der Topf einen Deckel fand, als er das Suchen aufgegeben hatte, dass sich die beim Urknall voneinander getrennten Pole wieder zu einem Magneten zusammenfanden, dass der Stern seine weiteste Galaxie fand, das Boot sein Meer, die Farbe ihre Leinwand, der Ton seine Melodie. Dass ich den fand, auf den ich immer warten wuerde. Und den ich immer wieder gehen lassen wuerde.

Lange nicht mehr saß ich mit drei Pulli's uebereinander in meiner angeblich 21° warmen Hoehle, zitterte am ganzen Koerper, spuerte wie jeder einzelne Gedanke wie ein Presslufthammer in die kleinste Schicht meines Gehirns katapultiert wird, der Kloß in meinem Hals immer groeßer wurde und ich vor meinen eigenen Haenden Angst bekam, weil sie ein nervoeses Eigenleben entwickelten. Ich blicke in meine Zukunft.
Das Sandmaennchen wird mich vermutlich in etwa dann, wenn meine fruehaufstehende Nachbarin schon den allmorgendlichen Toilettengang antritt ins Reich der Traeume verfrachten. Zwei zitternde Beinchen, die nicht mir zu gehoeren scheinen werden mich ins Auto tragen, meine Nerven auf einer endlos langen Autofahrt bis aufs aeußerste strapazieren, damit dann die Angst kurz auf meine Traenendruese drueckt, und ich schniefend auf einem Plastikstuehlchen Platz nehme und meine gesamte Zukunft in die Haende eines Arztes, somit dem etwa 93928344903. Versuch, lege.
Uebernaechste Woche beginnt vielleicht ein neues Leben.
Wenn morgen das Glueck mitspielt.
Oder das Schicksal.
Ich hab solche Angst.

Und es lohnt sich doch.

Samstag, Januar 16, 2010

Ich

... glaube nicht an Wunder.
Ich glaube an Schicksal.
Vielleicht ist manchmal das Schicksal mein Wunder.
Vielleicht ist das ein Widerspruch.
Vielleicht interessiert mich das herzlich wenig.

Was mich wiederum interessiert, ist der Sinn hinter der Tatsache, dass ich den ganzen lieben langen Abend neben meinem Muttertier auf dem Sofa hocke, mich am laufenden Band ueber irgendwelche Kinder angeblich meiner Altersklasse aufrege, die behaupten, sich durch ihre fadammt kuhlen Auslaenderkollegen (was ist aus dem schoenen, bedeutungsvollen Woertchen 'Freund' geworden??) einen mir undurchschaubaren Slang angeeignet und die korrekte deutsche Sprache verlernt zu haben. Ich habe nichts gegen Auslaender, ganz im Gegenteil, aber ich habe sehr wohl etwas gegen meine Landsleute, die zu Moechtegernauslaendern mutieren und mich dazu animieren, mit Faehnchen und Plakaten à la ''Rettet die schoene, deutsche Sprache!'' durch die Stadt zu tanzen. Wo ist der Sinn?
Wenn ich meine Aufmerksamkeit dann mal von der Flimmerkiste abwende, faellt mein Blick auf meinen heißgeliebten Laptop, der mir seit kurzem abends verwaehrt bleibt. Weil 1.) meine liebe Mama der Ansicht ist, eine Reduzierung meiner taeglichen Internetdosis waere dringend notwendig, 2.) sie selbst auch ein Stueck vom Kuchen bekommen will und sie 3.) Recht hat. Nur brennt es mir unter den Fingernaegeln, wenn ich den ganzen Abend duemmliche Blicke zwischen meiner Mum und der Hoellenmaschine hin- und herwerfe, waehrend sie unter ''Ich moechte auch mal das Internet benutzen'' wohl eher ein Anbeten des im Ruhezustand vor sich hinschlummernden Geraets versteht.
Wenigstens ist mein Tag nun doch um einiges laenger und ich finde neue, interessante Beschaeftigungen, wie zum Beispiel meine Lippen aufzubeißen bis es nach Eisen schmeckt.
Wo ist da der Sinn? zum zweiten.

Zwar glaubte ich nicht wirklich den vermissten Sinn dort zu finden, aber dennoch wuehlte ich am gestrigen Nachmittag eifrig (dummerweise ohne Handschuhe) im Schnee herum und fuehlte mich wie vor 12 Jahren, als ich noch rosa Stiefel mit Micky Maus-Aufdruck trug.
Haette man mir vorher erzaehlt, dass ich eines Tages einen sueßen, kleinen Schneemann als Symbol fuer einen Neuanfang, fuer den Start einer Geschichte, fuer die Verwirklichung eines Traumes, fuer den Beweis des Schicksals bauen wuerde, haette ich gelacht.
Da ist der Sinn. In zwei kleinen Schneemaennern, die an zwei Orten, die unterschiedlicher nicht sein koennten, aber zur gleichen Zeit, mit einer Verbindung, die staerker nicht sein koennte das entscheidende Reiskorn auf der Schale der Welt ausmachen.




Der Schnee wird schmelzen. Nichts haelt fuer immer.
Außer die Erinnerung.
Ich bau mir meine eigene Ewigkeit.
Machst du mit?

Mittwoch, Januar 13, 2010

Eigentlich

... besteht mein ganzer Alltag nur noch daraus, Plaene zu schmieden, wie ich konstruktive Veraenderungen in meinen taeglichen Zirkus bringe; eher daraus, mich ueber den derzeitigen, trostlosen und erschreckend tief eingefahrenen Tagesablauf aufzuregen und Abend fuer Abend ueber der Nutzlosigkeit des vergangenen Kalenderblatts zu verzweifeln. Denn was ich mir vornehme ist und bleibt heiße -wegen der Jahreszeit wohl eher kalte- Luft.

Ich spiele also mit dem Gedanken, mich fuer unbestimmte Zeit vollstaendig von der Welt des Webs und somit meiner Zweitwelt zu verabschieden.
Es waere doch mal mehr als interessant und sicher aeußerst amuesant zu erfahren, was das wirkliche Leben alles fuer mich bereithaelt, das ich bislang entweder verschlafe oder, indem ich meine Augen ueber meinen Laptopbildschirm huschen lasse, verdraenge. Aber da ich leider rieche, dass es nichts Gutes ist und ich ohne den ein oder anderen Menschen, der taeglich hier auf mich wartet, durchdrehen werde, wird sich diese Ueberlegung wohl eher in Luft aufloesen. Mit ziemlich viel Luft hab ich's hier heute zu tun.

Dennoch grenzt es an Selbstzerstoerung, wie ich an jeder Ecke hier mit irgendwelchen vergangenen Angelegenheiten konfrontiert werde, die mich daran erinnern, wie verloren und nutzlos ich mir in meiner ''Auszeit, die ich dankbar annehmen sollte'' vorkomme. Ich kann's nicht mehr hoeren.
Wie ich alle halbe Stunde meinen ''messenger'' zum Starten pruegel, auf deine Rettung ueberpruefe oder dein aufopferndes Gestaendnis foermlich in mich einsauge, auf der Suche nach einem Gefuehl, das mich Realitet spueren laesst und mir zufluestert, dass es doch du warst und nicht der Alkohol, mit dem ich naechtelang sprach und den ich mittlerweile nicht mehr verfluchen koennte.

Somit zur naechsten gewuenschten Veraenderung - dieses Persoenchen verdient es nicht, das Du in meinen sich immer mehr haeufenden Schreibereien zu sein.
Viel mehr er, der fuer dich leiden musste, wenn ich die Last meiner Schultern in seine Arme warf, der nach mir rief, als der Rest der Welt sprachlos dastand und mit Fingern auf mich zeigte, dem ich nicht verzeihen muss, weil es nichts zum Verzeihen gibt, der mir jeden Nachmittag rettet und mir nur den schneereichsten Winter meines Lebens gebracht hat, weil er in jede einzelne Flocke eine unheimliche Kraft packte und mir schickte. Ich wuenschte, dieser Winter endet nie.
Manchmal ist das einzige, was man tun kann, auf einen zerfledderten Zettel mit der abgebrochenen Mine eines angekauten Bleistifts ein verkrueppeltes Herzchen zu malen und es um die halbe Welt zu schicken. Oder weinen, waehrend der Wind von mir als nicht verzeihlich eingestufte Fehler davonweht.
Und sich fragen, wann endlich alles anders wird. Und ob es richtig ist, an die Ewigkeit, die er mir verspricht, zu glauben.

Und du verdienst es doch.
Mach was du willst.
Irgendwas von mir haengt an dir.

Ich haenge gerade im Schatten irgendeiner fiesen Wolke fest, die mich vergessen laesst, dass dahinter eine Sonne existiert. Ein riesiger, schwarzer, erdrueckender Schatten, der die Angst in meinen Kopf drueckt.
Angst, große Angst, die Person, die mir am wichtigsten ist, zu verlieren. Weil ich ein egoistisches Ding bin, das insgeheim der ekelhaften Meinung ist, niemandem ginge es so schlecht wie mir armes, armes Maedchen. Weil ich ihr nicht helfen kann, wenn sie es noetig hat, wie sie es verdient. Weil sie Besseres verdient. Und ich austauschbar bin. Jederzeit.
Ich spiele mit in Benzin getraenkten Haenden mit dem Feuer.

Vielleicht hatte diese eine Person, die mir einmal alles bedeutete, Recht, dass ich keine Liebe verdiene. Vielleicht.
Vielleicht schicke ich ihm bald mein Herz.
Und vielleicht bin ich dafuer gemacht, Fehler zu begehen.

Alles Gute zum Geburtstag.
Vor einem Jahr nannte sie mich Beste.
Vor einem Jahr war alles anders.
Du wirst erreichen, wovon du traeumst, das weiß ich.

Samstag, Januar 09, 2010

Die Angst

... ist groß.
Die Hoffnung komischerweise auch.

War es bis vor wenigen Wochen noch mein Ziel, naechsten Monat mit der Person, die mein Herz um ihren Hals traegt all die Idioten, die im (wohl eher ungewollten) Haupttreffpunkt der Jugend auf uns lauern, in die Tasche zu stecken, verabschiede ich mich nun offiziell von diesem Schuljahr, meinem Schuljahr, meinem Abschluss, meiner ertraeumten Zukunft. Was jetzt kommt, weiß ich nicht.
Es ist nicht so schoen, neidisch auf jedes, jedes, jedes Exemplar meines Alters zu sein, das einen normalen Alltag durchleben darf, durchleben kann. Jawohl, neidisch, so neidisch, dass ich manchmal selbst die Menschen, die meinem Herzen am naechsten stehen, nichts goennen kann. Das ist kein schoenes Gefuehl.
Es drueckt auf Magen, Kopf und Seele, drueckt so lange, bis es einen Weg durch alle Hautschichten, geradewegs rein in die dem Erfrieren nahen Venen gefunden hat, durch sie hindurchstroemt mit einer hoeheren Stundenkilometerzahl als die wuetende Daisy dort draußen den Schnee durch die Luft wirbelt, seine fiesen Krallen wo es nur kann festsetzt und mit seinem teuflischen Stachel den Selbstmitleid, Egoismus und die Hoffnungslosigkeit, Einsamkeit und Verzweiflung in meinen kleinen, schwachen Koerper spritzt und mit seinem Gift jeden Funken Naechstenliebe, Zuversicht und Freude abtoetet. Es schmerzt.

Vergebt mir. Bitte. Jeden Moment, in dem ich nicht war, wer ich bin.
Vielleicht verlange ich zu viel. Nicht nur von mir selbst, sondern auch und vor allem von anderen.

4 Monate. Das ist eigentlich eine lange, lange Zeit.
Ich weiß schon - ich brauche nur einmal die Augen zu schließen, mich einmal von meinem allnaechtlichen Traum, der mir alle Kraft raubt, gefangen nehmen zu lassen, mir nur einmal die Naegel neu lackieren, einmal den Akku meines Handy's aufzuladen, mich einmal umdrehen, einmal, nein in Wirklichkeit 117 Mal das Kalenderblatt umblaettern, genauso oft meinen Lidstrich ziehen. Mir einmal die Haare blond faerben, wie du es dir wuenscht.
Nur einmal die Hoffnung verlieren, dann schlaegt man mir umgehend, ohne Vorwarnung und somit erst recht ohne Vorbereitung den Mai vor den Kopf.
Und dann stehst du da. Wartest auf mich. Das Warten wird nutzlos sein. Ich werde nicht kommen.

Ich werde schon da sein.
Selbst wenn ich zu Drogen, Alkohol, Krankentransport oder einer Ganzkoerpertransplantation greifen muss, ich werde da sein.
Um aus dem Strahlen deiner Augen und der Warmherzigkeit deines Laechelns rauszulesen, dass du deine Versprechen gehalten hast. Um dir ein kleines Wunder zu schenken, als Dank, dass du meiner Welt wieder gezeigt hast, wie sie sich zu drehen hat.
Um dich zu sehen. Mehr will ich nicht.

Um nur einmal im Leben etwas zu erreichen, was ich mir vornehme.
Auch wenn es das letzte Mal sein wird.

Dienstag, Januar 05, 2010

Ich lernte

... in der Klinik eine Frau kennen. Eine bewundernswerte Frau.
Als wir auf ein Zimmer gelegt wurden und ich das erste Mal in das zugekleisterte Gesicht dieser drachenaehnlichen, wandelnden Parfumerie blickte, plante ich einen Gefaengnisausbruch.
Ich weinte bittere Traenen, meine Lippen schmeckten nach Blut und meine Haende zitterten, als sie an mein Bett kam, ihre Hand auf meine legte und erzaehlte. Ihren Namen hab ich vergessen. Ihre Geschichte werde ich nie vergessen.
Ich fragte mich am laufenden Band, woher solch eine kleine, schmaechtige Frau die Kraft nimmt. Die Kraft fuer's Leben, fuer diesen uebergroßen Optimismus, fuer jedes Laecheln. Und dafuer, mich kleinen, rebellierenden, jammernden und dem Aufgeben nahen Teenager in die richtige Richtung zu schubsen.
Als man mir die Narkose legte, waren das letzte, an das ich dachte, ihre Worte. Als ich aufwachte war das erste, das ich sah, sie.

Sie hatte Darmkrebs. Seit zehn Jahren schon.

Mein Klinikaufenthalt war die große Wende. Innerhalb einer Woche bin ich Ich geworden. Da waren Menschen, deren Schicksale mich zu Traenen ruehrten. Da waren die allmaechtigen Kitteltraeger, die mich auf Wolken trugen, mich quaelten, mir Versprechen einblaeuten, bis ich ihnen verfallen war, und sie wiederum mich fallenließen. Und irgendwo dazwischen war ich, die ploetzlich gar nicht mehr so klein und nutzlos war. Die sich statt an unerfuellte Traeume und Hoffnungen oder an unerreichbar ferne Herzen an ihr eigenes Leben klammerte.
Ich lass dich niemals los.

Ich habe es ihr zu verdanken, dass ich nicht durchgedreht bin. Dass ich die Zaehne zusammenbeiße. Dass ich niemals aufgebe, niemals, niemals, wirklich niemals. Dass ich Freude an dem hab, was mir bleibt, so wenig es auch sein mag. Das Leben schaetze, wie es sich gehoert. Weiß, wofuer zu kaempfen es sich lohnt. Und wofuer nicht. Dass es Menschen gibt, die mich tatsaechlich lieben. Und dass es gut ist, so wie es ist. Oder zumindest gut wird.

Als sie ging sollte ich ihr versprechen, meinen Kopf immer hoch zu halten und der Welt meine gruenen Augen und mein Laecheln zu zeigen. Meiner kleinen, schoenen Welt, mit all ihren Makeln und Tuecken. Und mein Schutzschild, das sie mir in die Hand drueckte, gut festzuhalten.

Danke. Ich hoffe, es geht dir gut.

Montag, Januar 04, 2010

Was ich auch

... denke, tu und lasse, es laeuft immer darauf hinaus, dass ich wirklich verdammt nochmal keine Lust mehr habe.
Auf alles. Was sich Ich nennt.

Es ist einer der vielen Tage, an denen mein Make-up verlaeuft, mein Kopf gern platzen wuerde, es aber nicht auf die Reihe kriegt und Hilferufe in Form von unaushaltbar pochendem Druck an mich sendet, und meine Umgebung Karussell faehrt.
Ich spiele mit dem Gedanken, den duennen Faden, an dem ich meine Hoffnung noch spazieren trage, loszulassen, mit der Aussicht, ob sich dann vielleicht auch alles, was mir sonst nicht passt seinen Weg in der Freiheit ohne mich sucht.
Ich schlage mir mit der Frage, woher ich noch die Kraft und Zuversicht nehme, Loecher in den Kopf, in Zeiten wie diesen.
Ich moechte sterben, in solchen Momenten.
Wahrscheinlich bin ich doch staerker, als ich es je ahnen wuerd, denn der Wunsch, sogar ein wenig noch der Glaube an ein Leben nach diesem Zustand betaeubt meine Sinne.
Vielleicht warte ich noch immer sehnsuechtig darauf, dass du mich in den Arm nimmst und sagst, dass alles gut wird. Ich hab dir doch immer geglaubt.

Je naeher der verfluchte Tag meiner Volljaehrigkeit kommt, desto naeher rueckt auch jener Tag, an dem ich in ein Loch stuerzte. Aus dem ich seit einem Jahr krampfhaft versuche, rauszuklettern.
Ich sehne mich nach der Zeit, in der ich mich nach einem gestressten Schultag auf mein Fahrrad schwang, fuhr und fuhr, die Sorgen und Aengste hinter mir ließ und meiner ertraeumten Zukunft entgegenradelte.
Ich kann nicht mehr Fahrradfahren, wisst ihr.

Ich sehne mich nach der Zeit, in der das Woertchen 'Versprechen' mir noch keinen Stich quer durch den Koerper verpasste, sondern ich naiv und das Wort wertlos war.
Versprecht mir nie mehr, mich gesund zu machen. Mich niemals allein zu lassen. Mich nicht zu vergessen. Und dass alles gut wird.
NIE.
Und bitte, nehmt mir niemals den Menschen, dem ich mein Herz an einem glaesernen Band um den Hals gehaengt habe.

Vielleicht seid ihr es, die mich auf dieser Welt, die mich zu verarschen versucht, halten.
Oder das ueberirdisch große Verlangen nach dem Gefuehl, irgendwann sagen zu koennen, ich habe mein Leben gerettet. Und bin stark genug. Irgendwann.
1 Jahr ist eine lange Zeit.
Wenn man jede Sekunde schneller gehen muss.
Rueckwaerts gehen.